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Lesung aus der Apostelgeschichte - Apg 18,23-28

15.5.2021_Apg_18.pdf

23Nachdem Paulus einige Zeit in Antiochia in Syrien geblieben war, zog er weiter, durchwanderte zuerst das galatische Land, dann Phrygien, und stärkte alle Jünger.

24Ein Jude namens Apollos kam nach Ephesus. Er stammte aus Alexandria, war redekundig und in der Schrift bewandert.

25Er war unterwiesen im Weg des Herrn. Er sprach mit glühendem Geist und trug die Lehre von Jesus genau vor; doch kannte er nur die Taufe des Johannes.

26Er begann, offen in der Synagoge zu sprechen. Priszilla und Aquila hörten ihn, nahmen ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer dar.

27Als er nach Achaia gehen wollte, ermunterten ihn die Brüder dazu und schrieben den Jüngern, sie möchten ihn freundlich aufnehmen. Nach seiner Ankunft wurde er den Gläubigen durch die Gnade eine große Hilfe.

28Denn mit Nachdruck widerlegte er die Juden, indem er öffentlich aus der Schrift nachwies, dass Jesus der Messias sei.

 

Impuls:

Was ist nun Apollos? Was ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat: 6Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere. Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.“ (1 Kor 3,5-8)

 

Der Apollos, den Lukas heute in der Apostelgeschichte so rühmt, hat dem Apostel Paulus einige Kopfschmerzen bereitet. Er kam aus Alexandrien, der wichtigsten Stadt Ägyptens und seit langer Zeit eine Heimat für Diasporajuden, und bekehrt sich zu Christus. Wahrscheinlich kam er aus dem Kreis von Schülern um Johannes den Taufer. Die beiden zuverlässigen Mitarbeiter des Paulus, Priszilla und Aquila, ein Ehepaar, das aus Rom fliehen mussten, unterweisen ihn und bilden ihn fort im Christentum. Er erweist sich als glühender Redner und charismatischer Missionar. Es ist anzunehmen, dass auch er zunächst zu den Mitarbeitern des Paulus gehört.

Später aber wird Paulus ihn namentlich in Zusammenhang mit Spaltungen in der Gemeinde in Korinth benennen. Wie Paulus selbst und Petrus wird er zum Gewährsmann einer Partei in der Gemeinde. Die Differenzen werden so stark, dass der Apostel mit einem Brief eingreifen muss und die Gemeinde zur Einheit mahnt. Es geht nicht um das Evangelium eines einzelnen Missionar, sondern um das Evangelium Jesu Christi, dem die Gemeinde in Korinth gehört. Aber Apollos bleibt für Paulus ein gleichwertiger Verkünder des Evangeliums und Mitarbeiter Gottes. Er bringt es in das Bild: Paulus hat gepflanzt, Apollos begossen, aber für das Wachsen hat Gott gesorgt.

Trotz der Spaltung bleibt Apollos für Paulus ein Bruder in Christus und Diener der Freude, durch den die Korinther zum Glauben gekommen sind.

Lukas kann Apollos im Abstand von einigen Jahrzehnten durchweg positiv bewerten.

Manche aktuellen Streitigkeiten in der Kirche dürfen wir auch gerne im Horizont der größeren Zeitdimension sehen, in der die Kirche steht. Wir sind im Augenblick Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gottes. Das gilt auch für diejenigen, welche sich um das Evangelium bemühen und nicht mit uns in allem übereinstimmen. Die Geschichte der Kirche wird einmal urteilen, was gut und was schlecht war.

Sven Johannsen, Pfarrer

 

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