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Paulus kommt nach Ephesus

17.5.2021_Apg_19.pdf

Lesung aus der Apostelgeschichte - 19,1-8

1Während Apollos sich in Korinth aufhielt, durchwanderte Paulus das Hochland und kam nach Ephesus hinab.

2Er traf einige Jünger und fragte sie: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie antworteten ihm: Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.

3Da fragte er: Mit welcher Taufe seid ihr denn getauft worden? Sie antworteten: Mit der Taufe des Johannes.

4Paulus sagte: Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus.

5Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen.

6Paulus legte ihnen die Hände auf, und der Heilige Geist kam auf sie herab; sie redeten in Zungen und weissagten.

7Es waren im Ganzen ungefähr zwölf Männer.

8Er ging in die Synagoge und lehrte drei Monate lang freimütig und suchte sie vom Reich Gottes zu überzeugen.

Impuls

Bereits während seiner Heimreise von Korinth hält sich Paulus kurz in Ephesus auf. Auf der dritten Missionsreise wird Ephesus zur Missionsbasis. Ephesus (heute Selcuk) war zur Zeit des Paulus Hauptstadt der Provinz Asien und eine der größten Städte des römischen Reichs. Der Tempel der Artemis aus dem 6. Jh. v. Chr. zählte zu den sieben Weltwundern. Es ist anzunehmen, dass sich eine größere jüdische Gemeinde in der Hafenstadt befand. Über zwei Jahre wird sich Paulus hier aufhalten und wirken. Ephesus wurde bald ein wichtiges Zentrum des christlichen Glaubens. Hier wird bis in unsere Tage von Christen und Muslimen das Haus der Mutter Maria verehrt. Der Tradition nach sollen Maria und der Apostel Johannes nach der Himmelfahrt Jesu nach Ephesus gekommen und möglicherweise hier gestorben sein.

Für Paulus ist Ephesus von großer Bedeutung. Er lässt der Gemeinde einen theologisch sehr tiefen Brief zukommen und dürfte hier mehrere Briefe an Gemeinden und Einzelpersonen verfasst haben, möglicherweise u.a. den Brief an die Gemeinde in Rom.

 

Zunächst aber treffen wir ihn in einer sehr unklaren Situation. Die Frage nach der Taufe offenbart, dass in der frühen Zeit nicht rechtliche Strukturen im Vordergrund standen, sondern die Verkündigung des Evangeliums und das Bekenntnis zu Jesus Christus. Es gab eine Taufe des Johannes zur Umkehr, aber keine Taufe auf den Namen des Johannes. Das ist spezifisch christliche Tauftheologie, in der Menschen auf den Namen Jesu getauft werden. Die Gruppe von Männern, die Paulus im heutigen Abschnitt trifft, könnte möglicherweise von Apollos bekehrt worden sein, der ja aus dem Kreis der Johannesschüler kommt. Paulus muss nun das Bekenntnis zu Jesus durch die Gabe des Heiligen Geistes vertiefen. Auch der christliche Glaube muss seine verbindliche Form erst noch finden. Wichtig ist die Erstverkündigung und die Stärkung durch die Kraft des Heiligen Geistes, dann sind Strukturen zweitrangig. Man sollte auch heute vorsichtig sein, profilierte und abgrenzbare Vorgaben des Christlichen aus den Ursprüngen heraus ableiten zu wollen. Meist gibt es da mehr Fragen als eindeutige Antworten.

Es gilt aber: Christ ist nicht zuerst der, der in einem Meldewesen so eingetragen ist, sondern der, der aus dem Heiligen Geist heraus sich zu Jesus bekennt und entsprechend lebt.

Sven Johannsen, Pfr.

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