headeroben

Tagesimpuls 19. Mai 2021 - Mittwoch der 7. Osterwoche

19.5.2021_Apg_20.pdf

Lesung aus der Apostelgeschichte Apg 20,29-38

In jenen Tagen sagte Paulus zu den Ältesten der Gemeinde von Ephesus:

28Gebt acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat.

29Ich weiß: Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen.

30Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit ihren falschen Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen.

31Seid also wachsam, und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, unter Tränen jeden Einzelnen zu ermahnen.

32Und jetzt vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, aufzubauen und das Erbe in der Gemeinschaft der Geheiligten zu verleihen.

33Silber oder Gold oder Kleider habe ich von keinem verlangt;

34ihr wisst selbst, dass für meinen Unterhalt und den meiner Begleiter diese Hände hier gearbeitet haben.

35In allem habe ich euch gezeigt, dass man sich auf diese Weise abmühen und sich der Schwachen annehmen soll, in Erinnerung an die Worte Jesu, des Herrn, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.

36Nach diesen Worten kniete er nieder und betete mit ihnen allen.

37Und alle brachen in lautes Weinen aus, fielen Paulus um den Hals und küssten ihn;

38am meisten schmerzte sie sein Wort, sie würden ihn nicht mehr von Angesicht sehen. Dann begleiteten sie ihn zum Schiff.

 

Impuls:

Abschiede sind nie leicht. Neben der Trauer, dass man sich nicht mehr sehen wird, steht der Wunsch im Vordergrund, dass noch gesagt wird, was unbedingt in Erinnerung bleiben soll. Paulus, der weiß, dass er nicht mehr nach Ephesus und Milet zurückkehren wird, wirkt emotional aufgewühlt und doch auch entschlossen. Er ruft sein Wirken in den Jahren zwischen 52 und 55 n. Chr. in Erinnerung. So hören wir von seinem Verständnis des kirchlichen Amtes, das immer aus dem Zusammenwirken des Heiligen Geistes mit der Gemeinde erwächst. Das Modell und Vorbild des Amtes ist der Hirte, der die Herde zusammenhält, vor Schaden bewahrt und „weidet“, d.h. ihr Raum schafft, den Glauben zu leben. Die Gemeinde gründet auf der Feier des Herrenmahles, die Erfahrung der Lebenshingabe Jesu, und dem Hören auf sein Wort, das die Vergebung der Sünden zuspricht. Hier übernehmen die Beauftragten und Amtsträger besondere Verantwortung.

Paulus nimmt für sich in Anspruch, über die Forderung Jesu, dass die Gemeinde für ihre Missionare sorgen soll, noch hinauszugehen. Er arbeitet für seinen Unterhalt und für den seiner Mitarbeiter. Finanzielle Interessen korrumpieren die Verkündigung. Auch heute bringen Besitz und Steuern das Wirken der Kirche bei vielen Menschen in Verruf. Natürlich müssen Mitarbeiter abgesichert sein, aber die Kirche muss alles tun, dass nicht der Eindruck entsteht, dass allein die Finanzen im Mittelpunkt des Interesses stehen. Lukas erinnert dabei an ein Erfolgsrezept „Geben ist seliger denn Nehmen“. Nicht der Besitz von Eigentum wird zum Problem, sondern der Umgang. Die Tugend der Wohltätigkeit ist verantwortliche Haltung für Besitzende.

Der Abschied des Paulus erinnert an die letzten Stunden Jesu und zeigt, dass die christliche Gemeinde sich gefestigt hat. Während Jesus beim Gebet am Ölberg allein gelassen wird, steht die Gemeinde nun treu zu Paulus: Sie beten miteinander und begleiten ihn. Jetzt bewährt sich in der Not die Gemeinschaft der Jünger Jesu. Sven Johannsen, Pfarrer

­