headeroben

Tagesimpuls_27.04.2020.pdf

Spurensuche

 Marie Bernadette Reichert, Pastoralassistentin

In den sozialen Netzwerken sind sie im Moment überall: Fotos. Aus vergangenen Kindheitstagen in der sogenannten „Old picture Challenge“; vom letzten Urlaub, versehen mit dem Hinweis „Fernweh“ oder „Throwback“ (engl. Rückblick), einem früheren Turnier oder Fußballspiel. Natürlich werden auch jede Menge Fotos von den einstigen Treffen mit Freunden geteilt.

Das ist das Offensichtliche, was ich auf den Bildern sehe. Lachende Gesichter, schöne Orte und Plätze. Doch hinter diesen schillernden Fotos steckt ja noch viel mehr, als das, was ich auf den ersten Blick darauf erkenne. Auch wenn es ein Stück weit verdeckt ist: viele Bilder zeigen, was wir vermissen und suchen.

Im heutigen Evangelium (Joh 6,22-29) geht es auch um eine Suche. Wir hören von der Menge in Kafarnaum, die Jesus treffen will. Es ist eine umständliche Suche und am Ende stellt sich heraus: Jesus ist nicht da, wo sie ihn vermutet haben, sondern am anderen Ufer des Sees. Doch warum dieser Aufwand? Warum sucht die Menge Jesus?

Die Erklärung liegt auf der Hand: die Menschen verbinden mit Jesus gute Erlebnisse wie die Brotvermehrung am See und andere Wundertaten. Er gibt ihnen etwas, dass sie sonst so noch nicht erlebt haben. Und letztlich ist das viel mehr, als Brot zum Essen und die Heilung von Kranken. Das möchte Jesus ihnen klar machen. Er möchte keinen Personenkult und weist stattdessen die Menge darauf hin, was wirklich hinter seinem Handeln steckt. Für das es sich lohnt zu leben und danach zu suchen: die Speise die nicht verdirbt. Das Brot des ewigen Lebens. Der Glaube an Gott. Das ist es, was die Menschen suchen und wonach sie handeln sollen. Auf diese Spur möchte Jesus die Menge führen.

Und wenn ich in mein Leben schaue? Auf welchen Spuren bin ich unterwegs?

Wenn ich an die vielen alten Fotos in den sozialen Netzwerken denke, dann verbirgt sich hinter den schillernden Hochglanzbildern auch viel mehr. Ich erlebe eine Sehnsucht nach schönen Erlebnissen und Erfahrungen. Eine Sehnsucht nach Familie und Freunden, die ich vermisse.

Eine Sehnsucht, nach einer Normalität, die ich bisher gekannt und als selbstverständlich wahrgenommen habe.

All diese Sehnsüchte tragen mich ein Stück weit durch diese Zeit.

Sie lassen mich entdecken, was ich in meinem Alltag wirklich brauche und suche.

Sie geben mir auch Mut und Hoffnung und wecken in mir die Vorfreude, auf die Wiederholung dieser schönen Erlebnisse.

 

Marie-Bernadette Reichert, Pastoralassistentin

­