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Kirchenmusik an St. Michael Lohr a. Main – Eine herausragende Leistung zeigte die Kantorei St. Michael am Vorabend des Volkstrauertages beim diesjährigen Herbstkonzert. Mit den Solisten Carla Antonia Trescher (Sopran), Barbara Giousseljannis (Alt), Stefan Schneider (Tenor) und Sven Fürst (Bass) sowie Instrumentalisten aus Würzburg und Umgebung brachten brachte die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Kantor Alfons Meusert zwei zeitgenössische Werke von Peteris Vasks und Arvo Pärt und das Requiem von W. A. Mozart in der vollbesetzten Stadtpfarrkirche zu Gehör.

Wenige Werke der Kirchenmusik sind so legendenumwoben wie das Requiem von W. A. Mozart. Milos Forman hat es in seiner Verfilmung des Theaterstücks „Amadeus“ von Peter Shaffer eindrucksvoll und mitreisend in Szene gesetzt: Nachdem er bei der Uraufführung der Zauberflöte zusammengebrochen ist, lehnt der geniale Komponist schweißgebadet und erschöpft im Bett und diktiert dem intriganten Hofkapellmeister Antonio Salieri, der ihm das Requiem stehlen will, das Confutatis Maledictis. Am Ende aber misslingt der Plan. Das Requiem wird den Ruhm des jung verstorbenen Mozart nur noch mehr in die Welt tragen. Historisch ist kaum etwas von dieser Verschwörungstheorie zu halten.

Im Mittelpunkt aller Legendenbildung steht der „unbekannte Bote“, der aber nicht Salieri, sondern ein Bediensteter des Grafen Franz Walsegg-Stuppach sein, der das Werk in Auftrag geben ließ. Ab dem Frühjahr 1791 bis in seine letzten Lebensstunden arbeitete Mozart an der Vertonung der katholischen Totenmesse ohne sie gänzlich zu vollenden. Seine Witwe beauftragte zwei Musiker, Joseph Eybler und schließlich Franz Xaver Süßmayr, die fehlenden Teile zu komponieren, um das fertige Werk schließlich dem Auftraggeber ausliefern zu können. Im Dezember 1793 erklang es dann schließlich erstmals als liturgisches Gesamtwerk im Zisterzienserstift Neukloster in Wiener Neustadt. Es ist anzunehmen, dass Süssmayr auch auf Skizzen Mozarts zurückgreifen konnte bei den Arbeiten am Sanctus, Benedictus und dem Agnus Dei.

Eindringlich und kraftvoll zugleich ertönte es als Schlusswerk des diesjährigen Herbstkonzertes der Kantorei.

Zuvor hatte Kantor Alfons Meusert zwei zeitgenössische Werke baltischer Komponisten ins Programm genommen.

Der aus Lettland stammende Peteris Vasks wurde 1949 als Sohn eines baptistischen Pfarrers geboren und hatte in der Sowjetzeit aufgrund seines Glaubens mit vielen Repressalien zu kämpfen. In seinem Schaffen spielt die Chormusik eine zentrale Rolle. Er selbst sagt über sein Anliegen: „Die meisten Menschen haben heute keinen Glauben, keine Liebe und keine Ideale mehr. Die geistige Dimension geht verloren. Ich will der Seele Nahrung geben. Das predige ich in meinen Werken. (Pēteris Vasks)

In Lohr kam ein von ihm vertontes Friedensgebet von Mutter Teresa zur Aufführung. Mutter Teresa hatte die Angewohnheit, Gästen statt einer Visitenkarte ein kleines Gebet mitzugeben mit den Text:

The Fruit of Silence is Prayer

The Fruit of Prayer is Faith

The Fruit of Faith is Love

The Fruit of Love is Service

The Fruit of Service is Peace

Arvo Pärt, 1935 in Estland geboren, beschäftigte sich seit den siebziger Jahren intensiv mit der Musik des Mittelalters. Sein Werk „Fratres“, ursprünglich für Streicher und Bläser geschrieben, in Lohr aber in einer Version für Streicher und Schlagzeug aufgeführt, nimmt die gesammelte Stimmung einer kontemplativen Prozession auf, die am Ende eine spirituelle Ruhe vermittelt.

Der Dank des Publikums entlud sich nach einer langen Stille in tosendem Beifall für die Musiker und den Dirigenten für ein wirklich gelungenes Konzert an diesem Herbstabend.

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