Von einem gelungenen Start kann man wohl nicht sprechen - ich meine nicht die desaströse Anfangsphase des zurzeit noch amtierenden Trainer des FC Bayern, Thomas Tuchel, sondern den Amtsantritt des neuen Kantor der Thomasschule in Leipzig im Mai 1723, also vor ziemlich genau 300 Jahren.
Der Vorgänger, Johann Kuhnau, starb bereits im Sommer des Jahres 1722 und der Rat der Stadt Leipzig lässt sich viel Zeit mit der Neubesetzung. Leipzig ist Weltstadt, Drehkreuz wichtiger Handelsstraßen, Sitz einer bedeutenden Universität, Hochburg der lutherischen Orthodoxie. Wie in Paris gibt es seit 1701 Straßenlaternen, ein Ort, „wo man die Welt im kleinen sehen kann“, wird Gotthold Ephraim Lessing 1749 kommentieren. Aber zugleich ist Leipzig fest in der Hand einer Elite von Kaufleuten. Die Ratsherren sind die angesehensten Bürger der Stadt, studiert, umfassend gebildet und weltweit vernetzt, aber auch sehr sparsam und nicht unbedingt besonders verständig im Blick auf die Musik. Für die Nachfolge kommt nur ein großer Name in Frage, der möglichst aber nicht viele Ansprüche stellt und irgendwie mit Leipzig verbunden ist. Ganz oben auf der Wunschliste findet sich der Name des damals bekanntesten und berühmtesten Komponisten, Georg Philipp Telemann, dessen kompositorische Karriere in Leipzig während des Jurastudiums seinen Anfang nahm. Mittlerweile ist er ein Superstar in der Musikwelt und hat als Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg eines der angesehensten Ämter seiner Zeit inne. Fast wäre er gekommen, aber kurz vor dem Wechsel erhöht die Stadt Hamburg sein Gehalt um 400 Taler, so dass er kurzfristig absagt. Als Alternative zeigt sich Christoph Graupner, Hofkapellmeister in Darmstadt, durchaus interessiert. Aber wieder vermehrt der zuständige Landesherr das Gehalt des Kandidaten und verweigert ihm gleichzeitig die Entlassung aus seinen Diensten. Jetzt kommt man im Stadtrat zu Leipzig zur Einsicht: „da man nun die Besten nicht bekommen könne, so müße man mittlere nehmen.“ Damit tritt der hochfürstliche Kapellmeister zu Köthen, Johann Sebastian Bach, aus dem Schatten und bekommt seine Chance. In seinem „Arbeitsvertrag“ findet sich der klare Hinweis, dass die Musik unter „Beibehaltung“ guter Ordnung nicht „zulang währen“ darf.
Bach war nicht der Wunschkandidat und auch die weitere Zusammenarbeit mit den Ratsherren gestaltet sich schwierig bzw. dreht sich um das Dauerthema „Geld“. Aber Bach ist fleißig. Mitunter genervt von uneinsichtigen und untalentierten Schülern schafft er in den beiden folgenden Jahren gut 100 neue geistliche Werke von einer bis dahin nie gehörten Qualität.
In der Passionszeit 1724 ist das Verhältnis zum Rat mehr als angespannt. Bach plant seine erste große Passion für die Feierlichkeiten am Karfreitag. Der passende Ort ist in seinen Augen die Thomaskirche, aber das widerspricht wieder einmal der Ordnung der Stadt Leipzig, die einen jährlichen Wechsel der Gottesdienste am Karfreitag zwischen Thomas- und Nikolaikirche vorsah. Bach lässt Flyer verteilen, die die Thomaskirche als Ort angeben, da sich dort die bessere Orgel findet und der Raum größer ist. In der Karwoche wird er vom Superintendent und dem Rat einbestellt und muss demütig um Verzeihung für diese Eigenmächtigkeit bitten.
Die Aufführung der Johannespassion selbst, nun nach städtischen Vorgaben in der Nikolaikirche, wird auch kein Triumphzug. Die Leipziger zeigen sich von der Johannespassion wenig begeistert. Was man durchaus verstehen kann. Zwischen den beiden Teilen müssen sich die Gottesdienstbesucher noch ellenlangen Predigten anhören, in denen ihnen ordentlich die Leviten gelesen werden. Wer nach fünf Stunden Gottesdienst und Johannespassion also aus der Nikolai-Kirche wankt, ist entweder zu Tode betrübt oder einfach nur müde und erschlagen, aber wohl sicher nicht aufgebaut und ermutigt.
Wie sehr die Zeiten sich verändert haben. Ich erinnere mich an die gespannte und andächtige Stille am Vorabend des diesjährigen Palmsonntages als nach einer zweistündigen Aufführung der Johannespassion die letzten Worte des Schlusschorals „Ach, Herr, lass dein lieb Engelein“ mit dem wunderbaren, vertrauensvollen Vers „Herr Jesus Christ, erhöre mich, ich will dich preisen ewiglich“ verklangen. Es hat alles gepasst: Die Solisten präsentierten souverän ihre Partien, das Orchester zeigte sich perfekt und der Chor brillierte mit einer starken Leistung. Für einige Zeit herrschte gespanntes Schweigen, wie es sich der Kantor gewünscht hat. Dann aber brechen Jubel und Applaus aus. Ohne Zweifel war das mehr als verdient. Die Leistung von Chor, Solisten und Orchester war von äußerst hoher Qualität. Jedem war aber klar, wem der eigentliche Dank geschuldet ist: es war das letzte große Konzertwerk, das Alfons Meusert als aktiver Kantor der Stadtpfarrkirche vorbereiten und zu Gehör bringen wird. Die Anerkennung der Leistung des Kantors an der St. Michael-Kirche in Lohr war am Abend des 1. April 2023 weitaus größer und ungeteilter als die, die am 7. April 1724 der Thomaskantor in Leipzig erfuhr. Zugegebenermaßen wurden Kantor und Chor auch nicht unterbrochen durch einen mehrstündigen Redeschwall des Stadtpfarrers, der seine Weisheiten unters Volk bringen musste. Dieses Vorrecht hat er nur bei der Einleitung, danach muss er schweigen. Ein klarer Vorteil für die begeisterte Annahme des Werkes war ohne Zweifel die Aufführung außerhalb der Gottesdienstes. Ich möchte mir nicht die Reaktionen vorstellen, wenn wir die Johannespassion an das Ende der Karfreitagsprozession gesetzt oder ihr ihren angestammten Platz in der Liturgie am Nachmittag zurückgegeben hätten. So stand sie als Einzelwerk im Rampenlicht. Die meisten Zuhörer werden ohne großes Nachdenken sagen, dass es ein schönes Konzert war.
Aber möglicherweise wird darüber unser Kantor nicht ganz glücklich sein: Kann die Johannespassion wirklich ein Konzert sein? Alfons hat eigentlich den Charakter der Passion retten und auf Beifallskundgebungen gänzlich verzichten wollen, so steht es auch auf dem Textblatt. Aber der Lohrer Stadtpfarrer ist ja konsequent inkonsequent und hat dann doch den Applaus ermöglicht. Dennoch bleibt die Grundsatzfrage: „War das jetzt ein Konzert?“
Viele große Werke der Kirchenmusik haben ihr Exil gefunden in der konzertanten Aufführung in Kirchen und großen Konzertsälen. Wir würden keine große Bach-Passion mehr in die Liturgie einbauen oder Monteverdis Marienvesper wirklich als Stundengebet der Kirche feiern. Wo könnte man dann noch alle Teile des Weihnachtsoratoriums hören, wenn sie wirklich auf die Gottesdienste der vorgesehene Tage aufgeteilt würden? Große Werke der Kirchenmusik müssten für immer verstummen, wenn sie nicht als Konzerte aufgeführt würden: Brahms Deutsches Requiem, Beethovens „missa solemnis“ oder die „Weihnachtshistorie“ von Heinrich Schütz. In 34 Jahren haben die Lohrer die Ehre gehabt, fast alle großen Werke der Kirchenmusik in dieser Form hören zu können. Vor Corona haben wir sowohl im Spessart-Sommer als auch im Spessart-Winter Chor- und Instrumentalmusik aus allen Epochen der Kirchenmusik als Höhepunkte des Jahres hier in der Stadtpfarrkirche miterleben dürfen. Du hast uns musikalisch in alle Zentren der Musik entführt: Mit Monteverdi nach Venedig, mit Händel nach London, mit Mozart nach Salzburg und Wien und mit Schütz nach Dresden u.v.m. Seitdem nach der Renovierung der Stadtpfarrkirche der Altar unverrückbar wurde, hat auch der Pfarrer vorbehaltlos sich daran erfreuen können. Es war dir immer wichtig, diese prägenden Werke der Kirchenmusik den Menschen zugänglich zu machen und so auch einen Gegenakzent zu dem zu setzen, was wir mitunter heute als Kirchenkonzerte in vielen Kirchen präsentiert bekommen, vom Priestermarsch aus der Zauberflöte über „König der Löwen“ bis zu bulgarischen Volksliedern, vorgetragen von den „echten Don Kosaken“. Da hat sich Lohr unter deiner musikalischen Verantwortung deutlich unterschieden. Aber Du hast dich nicht als Konzertmeister verstanden. Es war selbstverständlich, dass diese Arbeit im konzertanten Bereich immer auch in die Liturgie einfließen sollte und die Kirchenmusik an hohen Festen niemals zurückstehen durfte. So haben wir in den Hochämter am ersten Weihnachtstag Choräle und Sätze aus dem Weihnachtsoratorium gehört und durften dieses Jahr Ostern, eine Woche nach der Johannespassion, mit der Krönungsmesse von Mozart feiern. Ich kann mir vorstellen, dass mancher im Chor durchaus auch mit weniger zufrieden gewesen wäre, aber das hätte deinem Bild von dir als Kirchenmusiker nicht entsprochen. Du hast dich nicht als Generalmusikdirektor für Gesang und Orchester in Lohr gesehen, sondern als Vermittler einer wichtigen und selbständigen Form der Glaubensverkündigung, der Kirchenmusik. Musik ist nicht ein Event, sie ist Transzendenz, also offen für die Erfahrung der Nähe Gottes und für das menschliche Bemühen, zu dem wir in jeder Messfeier neu aufgerufen werden: „Erhebet die Herzen.“
Wahrscheinlich könnte auch eine künstliche Intelligenz heute Konzerte perfekt arrangieren, aber niemals könnte sie in anderen Menschen Nachdenken, Erbauung und Hoffnung auslösen. Hinter den Werken muss auch ein Mensch stehen, der selbst von ihnen angesprochen wurde und der sich mit ihrer Botschaft auseinandergesetzt hat. Das geht für einen Kirchenmusiker eigentlich nur durch die Rückbindung an die Feier der Liturgie, in der Zuwendung Gottes und Hinwendung des Menschen einander ergänzen. Auch wenn ich diese Ansprache mit dem Lob auf deine Tätigkeit bei Konzerten begonnen habe, der Anfang ist der Gottesdienst: Als Jugendlicher in Fahr und am Kilianeum Orgel lernen und spielen, Sonntagmorgen aufstehen und übers Volkacher Land fahren und mitunter nicht immer hohe Liturgie musikalisch begleiten. Nach dem Studium der Kirchenmusik der Weg nach Eichstätt. Ich denke, dass dort viele neue Zugänge zur Wichtigkeit von Kirchenmusik für die Liturgie eröffnet wurden. Hier in Lohr hattest du von Anfang an das richtige Instrument, das dürfte deine Situation deutlich von der von Johann Sebastian Bach unterscheiden. Natürlich hattest du hier auch beliebte und kompetente Vorgänger, aber du hast keinen Streit mit Chor, Pfarrer und Räten führen müssen, um deinen Platz hier zu finden. 34 Jahre hast du segensreich in dieser Gemeinde, in den Pfarreien des Dekanats Lohr und in dieser Stadt gewirkt, Chöre aufgebaut, die einen guten Ruf weit über die Grenzen unserer Gemeinde genießen, Orgelschüler ausgebildet, die mitunter selbst den Weg zur Musik als Lebensaufgabe gefunden haben, und ganz einfach Werktag für Werktag die Gottesdienstgemeinde begleitet und geführt. Ich bewundere deine Fähigkeit, in allem ausgeglichen und versöhnlich zu bleiben und schätze über alles Deine Zuverlässigkeit. Der Kantor war sich nicht zu schade für Werktagsgottesdienste oder Tauffeiern. Wenn es dem Pfarrer eingefallen ist, einen Sonntag vollzupfropfen mit drei Gottesdiensten, einer Taufe und Maiandachten oder mal in Corona-Zeiten die weihnachtlichen Gottesdienstanzahl exponentiell anwachsen zu lassen, dann war der Kantor dabei. Gerade in der Zeit, als uns Corona ausbremste, und wir uns dagegen massiv gewehrt haben, tägliche Gottesdienste in der Pfarrkirche feierten und konsequent mit Videoübertragungen von Andachten und Meditationen die Brücke zur Gemeinde aufrechterhalten haben, hast du nicht einen Augenblick gezögert. Es wäre ohne dich vieles in dieser Zeit nicht möglich gewesen. Diese Stärke zum Weitermachen hast du auch in der dunkelsten Phase der Geschichte von St. Michael nach dem Tod meines Vorgängers, Dr. Kestler, bewiesen, als viele Menschen sich zurückgezogen haben. Ein Fels der Gemeindearbeit blieb damals die Kirchenmusik. Dazu gehört nicht nur ein hohes Berufsethos, sondern ein fester Stand im Glauben. Wenn man Bach zurecht als den fünften Evangelist bezeichnet, dann warst du immer der zweite Prediger in der Gemeinde. Durch Improvisationen in den Roraten, durch dein Orgelspiel und die Liedauswahl im Gottesdienst und die Gestaltung der Liturgie hast du vielen Menschen einen Zugang zum Glauben geöffnet. Bestätigt hat uns das auch die Gemeindeumfrage am Beginn dieses Jahres, bei der viele Gottesdienstbesucher deine Arbeit als besonders wichtig herausstellten. Eine solche Faszination vermag nicht allein technische Kompetenz, sondern bedarf der inneren Haltung, die treffend von Augustinus in seinen Confessiones beschrieben wird: „Du willst, dass es Freude bereitet, dich zu loben, denn du hast uns zu dir hin geschaffen und ruhelos ist unser Herz, bis es ruht in dir.“
Dem großen Kirchenvater schreibt man auch das geflügelte Wort zu: „Wer singt, betet doppelt.“ Möglicherweise ist diese kurze Merksatz eine Zusammenfassung dessen, was er in seiner Psalmauslegung schreibt:
„Wer nämlich lobsingt, der lobt nicht nur, sondern er lobt auch freudig. Wer lobsingt, der singt nicht nur, sondern er liebt auch den, den er besingt. „Wenn diese Haltung im Wirken eines Kirchenmusikers erkennbar wird, dann geschieht Glaubensverkündigung im Gesang, auf dem Instrument und in der Gemeinschaft.
Viele junge Menschen haben in deinen Chören ihre ersten Schritte zur Musik gesetzt. Es darf dich stolz machen, dass der eine oder die andere eine so große Liebe gefunden hat, dass sie auch beruflich der Musik verbunden blieben und einige Bekanntheit gefunden haben. Oft waren es auch kirchenferne Familien, denen es wichtig war, in deinen Kinder- und Jugendchören an die Musik herangeführt zu werden. Judith Kunz, die Präsidentin des Cäcilienverbandes, hat geäußert: „Singen ist mein ureigenstes Instrument, das mich buchstäblich in Schwingungen versetzt. Die Stimme an sich ist etwas sehr Persönliches, Intimes. In einem Chor wird sie Teil eines großen Ganzes.“ (HK 3/2023) Singen bewegt einen Menschen und führt ihn zum Kern seiner Persönlichkeit. Zugleich fügt er ihn ein in das respektvolle Miteinander mit anderen Charakteren. Meine Stimme ist das Merkmal meiner Einmaligkeit als Person. Ich erinnere daran, dass Person vom lat. Wort „personare“ „durchtönen“ kommt. Wer seine Stimme findet, durch den kann Gottes Geheimnis tönen, aber eben nicht andere übertönen.
Die Kirchenmusik ist nicht nur Anerkennung von menschlicher Leistung, sie ist immer auch Widerhall der großen Liturgie des Himmels und Verbindung mit all denen, die schon zum Ziel gekommen sind und das große Lob Gottes anstimmen. Bleibenden Eindruck hinterlassen bei mir v.a. auch deine Orgel-Improvisationen, das „Löwengebrüll“ während der Rorate zu Daniel oder deine Interpretation der „Suite gothique“ von Boellmann. Plötzlich entstehen Bilder und Wirklichkeiten aus Tönen. Musik, gerade die der Königin der Instrumente, kann Türen öffnen in eine größere Welt, die uns aus dem engen Horizont unseres Alltags heraustreten lässt.
Dein vornehmster, aber oft übersehener Dienst, war der tägliche Gottesdienst. Es war nicht einfach die Begleitung der Gemeinde beim Singen, du hast die Lieder ausgewählt und die Gemeinde geführt im Gesang. V.a. aber hast du ihr immer eine Chance gelassen, im Gesang mitzubeten. Dir ist ein machtvolles Instrument in die Hand gegeben, gegen die sich auch der Pfarrer trotz Mikrophon nur schwer durchsetzen kann. Oft genug erleben wir, dass Organisten „diese Waffe“ gegen die Gemeinde einsetzen und zu Diktatoren werden ohne Rücksicht auf Lautstärke und Anzahl der Strophen. Ein Kirchenmusiker ist nicht der Moderator der Gotteslob-Hitparade, aber auch nicht der Selbstdarsteller auf Kosten der Gemeinde. Es braucht viel Einfühlungsvermögen, um die richtige Spannung zwischen Fordern und Fördern zu finden. Eine Gottesdienstgemeinde möchte sich in der Liturgie beheimatet fühlen, nicht überfordert, aber auch nicht durch Eintönigkeit gelangweilt. Es gibt gute Organisten, die sehen sich im Kampf gegen die Gemeinde, bevormunden sie und setzen sich über ihr Empfinden hinweg, weil sie meinen, dass sie allein wissen, was richtig und falsch ist. Du hast immer den richtigen Ton getroffen. Auch wenn der Pfarrer kein großer Freund der Schubertmesse ist, hast du doch Wert daraufgelegt, dass sie regelmäßig ihren Platz in den Gottesdiensten hat, weil viele Menschen mit ihr tiefe Glaubensgefühle verbinden, aber du hast auch geführt und die Gemeinde dazu gebracht beim Lied „Wo Menschen sich vergessen“ sich nicht in barocker Langatmigkeit zu verlieren. Ein Kantor muss mit der Gemeinde harmonieren, er darf sie auch mal verwöhnen, aber er muss immer bereit sein, sie auch zu Neuem herauszufordern. Dann wird Gottesdienst lebendig. Das ist dir in hohem Maße gelungen. Vielen Dank.
Nicolaus Harnoncourt sagte einmal: „Wir Musiker - ja alle Künstler - haben eine machtvolle, heilige Sprache zu verwalten. Wir müssen alles tun, dass sie nicht verloren geht im Sog der materialistischen Entwicklung, … denn die Beschränkung auf das Denken und die Sprache der Vernunft, der Logik, und die Faszination durch die damit erfolgten Fortschritte in Wissenschaft und Zivilisation entfernen uns immer weiter von unserem eigentlichen Menschentum. Es ist wohl kein Zufall, dass diese Entfernung mit einer Austrocknung des Religiösen Hand in Hand geht...Wenn unsere Kinder diese Sprache nicht mehr lernen, geht sie, wohl für immer, verloren...Wir entwickeln uns dann wohl rasant zu dem schlimmen, herzlosen Raubtier, das wir ohne Gottes Liebeshauch wären.“ (in Meinrad Walter; Ein Hauch der Gottheit ist Musik; Patmos Düsseldorf 2014)
Danke, lieber Alfons, dass du so lange das dir möglich getan hast, diese heilige Sprache nicht zu verlernen und uns so vor diesem schlimmen Schicksal bewahrt hast. Amen. Sven Johannsen, Pfarrer