Predigt zur Kreuzbergwallfahrt 2025 – Antonius heute begegnen

 

Was braucht ein guter Wandrersmann?
Damit er auch gut pilgern kann!
Etwas Wasser für die Reise,
Hut und Stock sind auch sehr weise!
Was braucht ein guter Pilgersmann…?

 

Liebe Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung!

Dieses Mal haben wir einen nicht so weiten Weg hinter uns gebracht, aber immerhin waren es gute und schöne zwei Stunden, die wir miteinander im Gebet und im Austausch verbracht haben. In diesem Jahr haben wir uns – nicht wie üblich – als Wegbegleiter nicht den heiligen Franziskus ausgesucht, sondern den heiligen Antonius von Padua. Ich denke auch nicht, dass es nun zwischen den beiden einen Streit im Himmel gibt; denn sie kannten sich schon zu Lebzeiten sehr gut und gehören ja beide dem Franziskanerorden an. Auf dem Weg hierauf auf den heiligen Berg der Franken haben wir schon einige Stationen seines Lebens gehört. Ich möchte daher in meiner Predigt auf die drei Pilgerhilfsmittel eingehen, die ich zu Beginn schon genannt habe. Sie können uns nämlich gute Ratgeber für den Glauben sein.

  1. Das Wasser in einer Flasche. Seit unserer Geburt ist das Wasser für uns lebensnotwendig. Uns Christen ist es mitgegeben seit der Taufe und erinnert uns den Beginn des besonderen Lebens, an das Leben bei Gott. Unser Glaube spiegelt dieses Wasser wieder: Es ist da! Ich kann es sehen und doch ist es greifbar. Das Wasser ist notwendig und dennoch muss es in einer richtigen Menge sein, um den Menschen nicht zu schaden. Außerdem bekommt das Wasser durch diese Flasche eine Rahmung. Es kann nicht wegfließen; die Flasche kann höchstens auslaufen, wenn ich sie nicht gut verschließe. So ist es auch mit dem Glauben: Ich kann ihn oft spüren, aber hin und wieder bleibt er ungreifbar. Ich brauche ihn, um nicht zu verzweifeln in schwierigen Lebenszeiten. Wenn er jedoch schräge Formen annimmt, die nicht reflektiert und geprüft sind, schadet der Glaube – mir und auch anderen. Es braucht eine Hülle des Glaubens, wenn er angefragt wird. Diese „Glaubensflasche“ wird gestärkt durch die Gemeinschaft, die wir heute erleben. Sie braucht immer wieder die Erfahrung, dass Gott da ist und dass er für mich anwesend ist. Ohne diese Begegnung mit Gott ist es schwierig, den Glauben zu trage und zu ertragen. – Auch die ausgesandten Jünger mussten darauf vertrauen, dass das, was Jesus ihnen aufträgt, nämlich die Missionierung oder besser Evangelisierung in der Gegend, gelingen kann. Sie werden von Gott „ins kalte Wasser geschmissen“.
  2. Mein Wanderhut. Egal, wie das Wetter ist, er sitzt auf dem Kopf. Scheint die Sonne zu heiß, kann er einen Sonnenbrand oder -stich verhindern. Regnet es, sorgt er dafür, dass ich nicht allzu nass werde. Schutz auf meinem persönlichen Weg gibt mir Halt und Sicherheit. Ich darf für mein Leben vorsorgen mit verschiedenen Versicherungen, mit reservierten Arztterminen, mit Planungen im Terminkalender für die nächsten Monate. Und doch ist es auch gut, wenn ich für mein inneres Gefühl auch vorsorge. Mit Gott an meiner Seite kommt Unvorhergesehenes, aber mit einem Schutz von oben. Die Ausgesandten des Evangeliums bekommen im Vorfeld von Jesus einen Gott gezeigt, der mitgeht. Einen Gott erfahren sie, der sich dem Menschen liebevoll zuwendet. Ein Gott stärkt sie, damit auch sie eine Stärkung für die Hilfsbedürftigen sind.
  3. Ein Wanderstock. Bei Jesus hätte ich ihn wahrscheinlich nicht mitnehmen dürfen, wie das Evangelium vermuten lässt. Doch er erleichtert mir das Laufen. Nicht nur, weil ich krank bin, sondern weil er mich stützt und unterstützt. Er tastet den Boden seitlich ab, auf dem ich laufen will. Der Stock gibt mir einen festen Halt! Genauso ist es mit einem Leben im Glauben. Glaube ist eigentlich eine Erfahrung der Menschen vor mir; eine Erfahrung, die ich übernehme. Sie haben alle etwas Unterschiedliches mit Gott erlebt. Aber das kann sich bei mir bündeln. Gott gab ihnen Stütze an der Seite. Und ein Stock kann laut sein, wenn ich mit ihm auf den Boden schlage. „Sagten den Menschen: Das Reich Gottes ist nahe!“ [Lk 10,9bc] Das ist ein mutiger Ausspruch, den ich mitteilen darf. Gott bricht hinein in eine unbequeme Welt. In eine Welt, die ihn zwar sucht, doch oft nicht haben will.

Liebe pilgernde Schwestern und Brüder!

Diese Erfahrungen hat auch der heilige Antonius – der auch „Schlampertoni“ genannt wird, in seinem Leben gemacht. Er ging weg aus seiner adeligen Familie, wie auch Franziskus. Das Leben in Armut hat er bevorzugt und sich darin wohl gefühlt. Der Glaube und das Studium waren ihm wichtig geworden und er suchte nach der Wahrheit in diesem Festhalten an den Erfahrungen seiner Vorfahren. Wie das Wasser, das den Menschen am Leben erhält, erhält der Glaube meine Seele.
Den Schutz Gottes von oben hat er gespürt. Was er geglaubt hat, hat er den Menschen glaubwürdig in seiner Predigten mitgeteilt; nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. So konnten ihn viele Menschen aus unterschiedlichen Schichten verstehen. Es war sein persönliches Talent.
Durch seine Klarheit im Leben und in der Verkündigung war ein eine greifbare Stütze für die Menschen. Sie konnten sich an ihm orientieren, weil sie wussten: Er will kein Superstar sein, sondern ein Mitpilger zu Gott. Er war ein Wanderstab als Hilfe auf dem Weg.

Auch wir dürfen nach unseren gemeinsamen Erlebnissen heute Nachmittag und heute Abend wieder gestärkt nach Hause zurück gehen. Wasser, Limo oder auch das Kreuzbergbier bei der anschließenden Einkehr stärkt unseren Magen nach der Wallfahrt. Ein Hut ist auf der Rückreise nicht notwendig, weil wir im Bus alle zusammen als Gemeinschaft überdacht sind. Und wer keinen Wanderstock mitgenommen hat, darf sich bestimmt beim Nachbarn den Berg hinunter zum Parkplatz abstützen. Pilgern tut man am schönsten zusammen und Gebet ist einfacher in Gemeinschaft. Und wenn ich bei einer längeren Wegstrecke den Mut verlieren sollte, rufe ich zum „Schlampertoni“, dass er mir suchen hilft. Denn:

Was braucht ein guter Pilgersmann?
Damit er auch gut pilgern kann!
Er braucht Mut für seine Wallfahrt,
er braucht Menschen, die er gerne hat,
und dann Antonius für die Heimfahrt!
Das braucht ein guter Pilgersmann…!

(-das gilt auch für die Pilgersfrau-)

 

Kaplan Tommy Reißig.

 

 

Bild: Dominik Schaack, in: Pfarrbriefservice.de