Stellungnahme Pfarrer Johannsen zum Abschied aus der PG 12 Apostel

Liebe Schwestern und Brüder

Am Pfingstsonntag 2008 wurde ich als neuer Pfarrer von Lohr eingeführt. Damals habe ich Sie mit der bitteren Wahrheit konfrontiert: „Für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre haben Sie nun Ihre Chance auf einen jungen, attraktiven Pfarrer verwirkt. So lange müssen Sie mit mir vorliebnehmen.“

Am 11. Mai diesen Jahres werde ich sechzehn Jahre in Lohr gewesen sein, also deutlich die Grenze überschritten haben. Daher wird es Zeit, mein Versprechen einzulösen und Ihnen die Chance auf den jungen Pfarrer wieder zurückzugeben. Zum 1. August hat Bischof Franz mich zum Pfarrer oder ganz offiziell zunächst als „Pfarradministrator“ für die Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost ernannt. Das sind alle Gemeinden in Würzburg östlich der Altstadt, also die Stadtteile Frauenland, Keesburg, Mönchberg, Hubland und die Gemeinden Gerbrunn und Rottendorf.

Ich versichere Ihnen, dass ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Ich war und bin gerne in Lohr, aber gerade auch mit Blick auf das anstehende Silberne Weihejubiläum habe ich mir immer öfters die Frage nach der Zukunft gestellt. Letztlich gibt es m.E. nur zwei Alternativen: In der Pfarreiengemeinschaft bleiben bis zur Rente, das wäre voraussichtlich in 17 Jahren, oder jetzt zu wechseln. Jedes Jahr neu überlegen, ob ich gehen oder bleiben soll, wäre für mich und die Gemeinden auf Dauer keine gute Basis gewesen. Es war mir klar, dass ich nicht von Lohr in die nächste Kleinstadt mit ähnlichen Strukturen weiterziehen werde. Die Pfarreien-gemeinschaft Würzburg Ost stellt als Stadtteil-Gemeinden in der „Großstadt“ Würzburg dagegen eine neue Erfahrung dar. Es ist der Teil Würzburgs, in dem sehr viele Familien leben und in dem auf dem Hubland ein Wohngebiet entstanden ist, das seelsorglich noch ein weites Neuland ist. Es wird eine andere Art von Seelsorge sein, die dann von mir erwartet wird.

Ich flüchte nicht aus Lohr und sehe auch keinen Konflikt, der einen Weggang nötig macht. Es ist aber auch wahrnehmbar, dass sich mit den Jahren Pfarrer und Gemeinde so aneinander gewöhnt haben, dass es schwieriger wird, neue Impulse zu setzen. In den letzten Monaten wuchs so in mir die Erkenntnis „Ich habe meinen Auftrag hier erfüllt.“ Es ist nicht alles perfekt, aber wir sind eine lebendige Pfarreiengemeinschaft mit vielen Ehrenamtlichen. Das hat der vergangene Ehrenamtsabend in Lohr gezeigt. Was ich aufbauen und auf den Weg bringen konnte, das habe ich versucht. Ich sehe keine großen Baustellen, die einen Nachfolger überfordern würden. Wie die Pfarrei St. Michael und die PG im Augenblick dastehen, zeigen sie sich gut geordnet und, so auch die Sicht der Bistumsleitung, attraktiv für einen künftigen Bewerber.

Ich muss gebe zu, dass es für mich eine große Erleichterung für den Wechsel darstellt, dass ich keine Probleme für Lohr am Horizont entdecken kann, die mein Bleiben erforderlich machen. Ich kann die Gemeinden guten Gewissens in neue Hände übergeben.

Natürlich bin ich mir bewusst, dass der Abschied nicht leicht wird und ich vieles vermissen werde, aber ich habe auch die Ahnung, dass ein weiteres Bleiben irgendwann mit Schwierigkeiten verbunden gewesen wäre. Der Zenit ist erreicht und es ist gut zu gehen, wenn man das Gefühl hat, dass alles passt.

Wie geht es nun weiter?

Zunächst bin ich bis zum 31.Juli weiterhin Pfarrer der PG 12 Apostel. Ich werde nicht ein halbes Jahr auf Abschiedstour gehen. Die Seelsorge nimmt ihren normalen Gang. Wir feiern die Feste, Erstkommunion, Pfarrfest wie wir es immer getan haben. Alle Fahrten finden statt und alle Projekte, die angefangen sind, sollen beendet werden. Ich gehe auch noch davon aus, dass ich den renovierten Kirchturm von Wombach segnen werde. Ich freue mich sehr darauf, mit Ihnen im Februar den 25. Jahrestag meiner Priesterweihe feiern zu können.

In den nächsten Tagen werden sich Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat treffen und mit mir die Situation und die Frage besprechen, welche Weichen für einen guten Übergang gestellt werden müssen. Mit den Gremien wird auch der Termin für den Abschiedsgottesdienst festgelegt. Er wird wahrscheinlich Ende Juli sein, da am Tag danach der Möbelwagen kommt. Die Gremien werden die Möglichkeit haben, ihre Vorstellungen und Erwartungen an einen neuen Pfarrer zu formulieren und ein Profil für die Stellenbesetzung zu erstellen, das von der Bistumsleitung berücksichtigt wird. Geben Sie uns bitte ein wenig Zeit, um die Situation zu analysieren. In der Fastenzeit laden die Gremien zu einer Pfarrversammlung ein, in der die Gemeinde informiert werden soll über das weitere Vorgehen. Ich kann nicht versprechen, dass zu diesem Zeitpunkt schon der Name des neuen Pfarrers feststeht.

Mit dem heutigen Tag beginnt die Bistumsleitung mögliche Kandidaten anzusprechen, so dass ich Hoffnung habe, dass mein Nachfolger noch vor Weihnachten, vielleicht sogar schon im Herbst, eingeführt werden kann. Uns ist zugesagt worden, dass sich die Verantwortlichen eng mit uns hier vor Ort abstimmen. Mir ist klar, dass der Aufzug eines neuen Pfarrer es auch mit sich bringt, dass er andere Impulse setzen und manches anders machen will, aber das gehört zu unserem Beruf dazu: Pfarrer kommen und gehen, Gemeinden bleiben.

Ich kann mir vorstellen, dass manche von Ihnen über diese Nachricht erschrocken, enttäuscht oder sogar verärgert sind. Veränderungen versunsichern. Ich bitte Sie um Verständnis, dass für mich die Zeit für einen neuen Anfang gekommen ist. Denken Sie daran, dass wir noch ein halbes Jahr Zeit für einen guten Übergang haben. Ich bin sicher, dass sich für Lohr eine gute Lösung finden wird. Es ist eine starke Pfarrei und eine attraktive Pfarreiengemeinschaft. Wir haben einiges zu bieten, nicht zuletzt auch durch die Neubesetzung der Stelle des Kirchenmusikers. Wir haben selbstbewusste und verantwortlich denkende Ehrenamtliche, die sich in vielen Bereichen engagieren.

Ich habe meine Entscheidung für Lohr vor 16 Jahren nie bereut, aber ich bin, trotz aller Wehmut, die noch kommen wird, fest überzeugt, dass es für mich und für die Gemeinden die richtige Entscheidung ist, damit Neues entstehen kann.

Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis und freue mich auf die Zeit, die uns bleibt für den Weiterbau einer lebendigen und starken Gemeinde. Vielen Dank

Mit herzlichen Grüßen

Sven Johannsen, Pfr.

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