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Predigt Michaelsfest 2022 „Verteidiger des Glaubens“

25.9.2022 - St. Michael Lohr

2022_Verteidiger_des_Glaubens.pdf

Predigt 25. Sonntag im JK C - 18.09.2022

„Vermögenstipp für den Reichtum vor Gott“

 25_Wie_auf_gute_Art_reich_werden_2022.pdf

Und die anderen 99?“

St. Michael Lohr am Main, 11.09.2022

Katechese zum 24. Sonntag im Jahreskreis 

24._Preeigt_Tobais_Hernrich.pdf

 

Reinhard Mey. Es soll nicht gleich zu Beginn ein falscher Eindruck entstehen: Ich bin kein Fan dieses bekannten Liedermachers. Nicht, weil ich seinen Liedern die Tiefgründigkeit, Relevanz oder den bisweilen aufkommenden charmanten Schalk absprechen möchte. Nein, seine Lieder lösen bei mir schlicht stilistisch keine Resonanz aus.

Bei meiner Mutter ist das anders. Deshalb stellt sich zumeist jedes zweite Jahr die Frage, wer sie zu den Konzerten begleitet. Vor Jahren war ich an der Reihe. Und mir imponierte die Herzlichkeit, mit der er zu Beginn seines Konzerts erzählte, dass die Menschen, die seine Konzerte besuchten, immer wieder bei ihm am Küchentisch saßen. Und ich kaufte ihm ab, dass das kein billiger PR-Gag war, sondern aufrichtig gemeint war. Diese Menschen spielten und spielen eine Rolle für ihn, auch zuhause. Sie begleiten ihn, unterstützen ihn, inspirieren ihn.

 

Ich erzähle diese Erinnerung, weil es mir in diesem Jahr ähnlich erging. Als an einem Januartag der Anruf aus dem Bistum Würzburg kam und ein Name fiel. Sinngemäß etwa so: „Wir könnten uns vorstellen, dass Sie nach Lohr am Main passen würden!“ Da saßen Sie alle schlagartig am Küchentisch. Da wo sonst meine Frau Carina, mein Sohn Liam und meine Tochter Paula sitzen. Und da entstanden im Gespräch erste Gedanken, Ideen und Fragen. Und eine Präsenz!

 

Es ist übrigens der gleiche Küchentisch, der mich am heutigen Evangelium zweifeln lässt. Den meisten - gerade den jüngeren Familien - werde ich nichts Neues erzählen. Sie kennen das wahrscheinlich so oder so ähnlich:

Die Kinder - auf das Essen wartend - vertreiben sich die Zeit, Autos durch die Gegend zu schieben und in ausgedachten Garagen unter einem Sofakissen zu parken und dabei lautstark eine Geschichte oder ein Lied aus der Toniebox zu hören. Und in dieses Getümmel aus Straßen und Musik die Aussage: „Schaust du ein bisschen auf Paula.“ Der Kletterversuch auf den Hochstuhl. Und während diese Gefahr gebannt ist, kann man sicher sein, dass dem Große, dem Spielen überdrüssig, mit Sicherheit auch eine waghalsige Idee kommen wird. „Keine ruhige Minuten ist seit dem mehr für mich drin…“ Diese Textzeile von Reinhard Mey ist uns durchaus vertraut.

 

Sind das nicht ganz und gar schlechte Aussichten für das heutige Evangelium? „Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?“(Lk 15,4)

 

Meine Küchentischerfahrungen - ich sage es vorsichtig - sind problematisch, auch mit Blick auf diese rhetorisch anmutende Frage von Jesus. Damit ist die fragliche Fraglosigkeit aufgebrochen und jetzt nimmt die Bibelstelle Platz an meinem Küchentisch. Gut, dass wir da seit Januar gemeinsam sitzen!

 

Da ist zunächst mal das Setting des Gleichnisses. Jesus meint es Ernst mit seiner Botschaft. Er sagt, was er glaubt und tut was er sagt:

Die Herrschaft Gottes soll bis zu den Unscheinbaren der Gesellschaft scheinen. Bis zu denen, die ganz am Rande stehen. Folgerichtig also auch zu Zöllnern und Sündern. Und gegen alle Regeln isst er auch mit ihnen.

Das gefällt nicht jedem. „Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber.“(Lk 15,2a) Wörtlich: Murren. Ich habe das mal nachgelesen: Sein Missfallen mit undeutlicher Stimme äußern. Wobei: So undeutlich sind die Pharisäer und Schriftgelehrten in ihrer religiösen Manöverkritik nicht. Diese Verbundenheit und Akzeptanz Jesu gegenüber den Sündern durch das gemeinsame Essen stellt sie vor eine Herausforderung. Als Schriftgelehrte und fleißige Beter kennen sie ihr Gebetbuch, die Psalmen. Und da steht nun mal im ersten Psalm „Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt.“(Ps 1,1) Diesen Psalm kennen die Schriftgelehrten. Die Pharisäer auch. Jesus auch. Keine Angst. Es besteht aber ein signifikanter Unterschied, bei Spöttern zu sitzen, oder einer zu sein. Das wissen die Schriftgelehrten. Die Pharisäer auch. Jesus, gewiss, auch. Keine Angst.

Vielleicht ist Angst aber ein gutes Stichwort. Murren ist ein zutiefst biblischer Begriff. Er findet sich an prominenter Stelle im Alten Testament. Sie kennen das: Ägypten. Sklaverei. Pharao. Mose. Auszug. Wüste. So die stenografische Kurzversion. Und da sitzt das Volk. Tolle Freiheit in der Hitze. Schweißtreibend auch die kulinarischen Aussichten. Da heißt es „Da murrte das Volk gegen Mose.“(Ex 15,22) Die Israeliten haben sicher guten Grund zu murren. Es geht ums Überleben. Hinterm Murren steht eine grandiose Grunderfahrung des Menschen: Angst. Sei es auch religiöse Angst. Und sei das Motiv noch so einem hehren Ziel verpflichtet: Gottes Gebote zu erfüllen. Wir erleben das bis in unsere Tage.

 

In diesem Setting tut Jesus etwas Besonders: Er erklärt sein Handeln. In einem Bild, das alle verstehen können. Es zeigt sich seine Beobachtungsgabe und seine Liebe zur Realität. Aber auch seine Schriftkenntnis. Sein Gleichnis hat einen doppelten Boden:

Das Bild vom Schaf und dem Hirten. Da sind keine eingezäunten Wiesen. Auf denen Schafe gefahrlos weiden könnten. Vielmehr unwegsames Gelände. Sie sind angewiesen auf Schutz. Und der Kümmerer ist der Hirte. Und das so ganz ohne romantische Verklärung. Das war ein Fulltimejob. Ein Knochenjob. Und auch da kein besonders ansehnlicher. Unter den Viehwirten dürften sie als schwarzes Schaf gegolten haben. Die Schafe machen beim Fressen wenig Unterschied zwischen Feldwuchs oder Wildwuchs.

Aber da ist der zweite Boden: Die Hirtenmetapher. Sie ist bekannt im Orient. In Israel auch. Spätestens mit König David, dem einstigen Hirtenjungen und Liedermacher, dem auch Psalm 23 zugesprochen wird. Gott ist der Hirte. Er selbst. Der Eigentümer der Schafe passt selbst auf sie auf. Gott ist der Menschenkümmerer. Das verstehen auch die Pharisäer und Schriftgelehrten.

 

Aber will ich das eigentlich? Kann ich nicht ganz gut für mich selbst sorgen. Will ich mit einem Schaf verglichen werden? Es stimmt. Wir haben gelernt ohne Hirten auszukommen. Und auch im religiösen Kontext: Laufen da nicht auch die Schafe ihren Hirten in Scharen davon?

Vielleicht glückt die Schafmetapher für uns auch heute noch. Nämlich dann, wenn wir Schafe nicht auf naive Nachfolge reduzieren, sondern die Schafmetapher zur Beziehungssache erklären: Eine Vertrautheit zwischen Schöpfer und Geschöpf. Beziehungsstatus? Vertrauend. Dem Menschenkümmerer, auf den im Leben und im Sterben Verlass ist.

 

Haben Sie mich nun erwischt? Doch eine Hirtenidylle? Zumindest noch nicht.

Denn jetzt kommt der Hochstuhl in den Blick: Jesus - der Menschenkümmerer - geht dem einen verlorenen Schaf nach. Edel und gut. Gewiss. Aber: Was machen die anderen 99? Ist das Gleichnis nicht eine Einladung zum „Ich-gehe-verloren-weil-sich-der-Menschenkümmerer-dann-allein-um-mich-kümmert“?

Exklusive Aufmerksamkeit. Wer wünscht sich das nicht?

 

Erlauben Sie mir einen weiteren - und für heute letzten Blick - Blick ins Alte Testament. Das Buch Genesis erzählt die Geschichte von Josef. Verkauft von seinen Brüdern fristet er ein Dasein jenseits der Familie. Josef kommt zum Kämmerer des Pharaos. Und Gott? Der war mit Josef: „Der HERR aber war mit Josef, es gelang ihm alles wohl.“(Gen 39,2) Und während Gottes Segen auf Josef in der Fremde ruht, scheint es Jakob und den verbliebenen Söhnen in der Heimat weitaus weniger gut zu gehen: „Und Jakob erfuhr, dass es in Ägypten Getreide zu kaufen gab. Da sprach Jakob zu seinen Söhnen: Was schaut ihr einander an? Und er sprach: Seht, ich habe gehört, dass es in Ägypten Getreide zu kaufen gibt. Zieht dort hinab und kauft für uns Getreide, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben.“(Gen 42,2).

 

Es ist und bleibt zum Murren: Während er beim einen ist, scheint er abwesend beim Anderen. Ist das Gottes Hochstuhlerfahrung?

Nein. Der Fluchtpunkt ist ein Anderer: Es geht um Gottes Anwesenheit im Entfernten. In der scheinbaren Gottesferne. Und die Erkenntnis: Gott - der Menschenkümmerer - ist bei denen, die ihn besonders brauchen. Das sollte aber nicht missverstanden werden als eine ausschließende Exklusivität.

Haben die Pharisäer nun Grund zu murren? Oder stehen sie schon unter der Herrschaft Gottes? Was glauben Sie?

Tobias Henrich, Lohr

Predigt 23. Sonntag C - 25. Todestag Mutter Teresa

"Bedarfst du meiner Hände?
Ich gebe dir mein Herz"

23._Mutter_Teresa_25._Todestag_2022.pdf

Predigt 22. Sonntag im JK C - „Die Berge lehren uns die Demut der Bodenhaftung“

 22_Berge_lehren_Demut_20223904.pdf

Liebe Schwestern und Brüder

Predigt zum Rochusfest 2022 „Die Krise als Wiege der Hoffnung“

2022_Rochus_Krise.pdf

Liebe Schwestern und Brüder

Eine Welt im Krisenmodus. Warum sucht man eigentlich noch jedes Jahr ein neues Wort des Jahres? 

Predigt Mariä Himmelfahrt 2022 „Sacra conversatione“

2022_Sacra_conversazione.pdf

Liebe Schwestern und Brüder

„Stifterfigur im Naumburger Dom mit drei Buchstaben?“ Klar: UTA

Predigt 21. Sonntag im Jahreskreis C - Altarsegnung Elisabethenzell

„Ist Jesus ein Brandstifter?“

20_Brandstifter3899.pdf

Predigt 19. Sonntag im Jahreskreis C

Kleine Herde - ein (Alb)traum?“

19_Die_kleine_Herde.pdf

Predigt 19. Sonntag im Jahreskreis C - „Besteuert mich“

18_Beseuert_mich_2022.pdf

 Liebe Schwestern und Brüder

 Marlene Engelhorn ist 30 Jahre jung, studiert Germanistik und wird bald eine der reichsten Frauen Österreichs bzw. Deutschlands sein.

17_Aarpsalm.pdf

Predigt 17. Sonntag C (24. Juli 2022) - „Schreien will ich zu dir, Gott“

(Grundlage ist der Ahr-Psalm von Stephan Wahl 

https://www.bistum-trier.de/fileadmin/user_upload/Ahr-Psalm_-_Stephan-Wahl_-_Hochwasser_2021.pdf)

 

Ein großer Umbruch steht der PG 12 Apostel am Tor zum Spessart bevor. Mit Beginn der Sommerferien werden vier SeelsorgerInnen die PG verlassen und neue Stellen antreten bzw. in Ruhestand gehen: PV Christian Nowak, PV Dr. Ivnace Matensi, Kpl. Frank Elsesser und PR Marie-Bernadette Reichert. 

 

 Mit einem festlichen Gottesdienst verabschiedeten sich die SeelsorgerInnen von der PG. In den nächsten Wochen folgen noch die Dankgottesdienste in den einzelnen Gemeinden, in denen PR Reichert, PV Matensi, PV Nowak und Kpl Elsesser tätig waren. Nach 14 Jahren in der PG tritt Dr. Matensi nun in den Ruhestand. PV Nowak übernimmt nach sieben Jahren als Priester in unseren Gemeidnen die erste Pfarrstelle in Veitshöchheim. Pastoralassistentin Marie-Bernadette Reichert absolvierte hier vier Jahre Ausbildung und wird nun Pastoralreferentin im Raum MIltenberg. Kaplan Elsesser beendet nach drei Jahren seine Kaplanszeit und PV in Kirchheit und Kleinrinderfeld. In seiner Predigt dankte PFarrvikar Christian Nowak für die Gastfreundschaft, die sie in den Gemeinden erleben durften, und versicherte, dass sie viele wichtige Impulse für ihre künftige Arbtei mitnehmen werden. Den Gottesdienst gestaltete die Herreschola unter Leitung von Kantor Alfons Meusert mit. 

Pfarrer Sven Johannsen dankte den vier SeelsorgerInnen für ihren Dienst in der PG und versicherte, dass jeder Einzelne als wertvolle Persönlichkeit in Erinnerung bleiben wird. 

 

Zur Verabschiedung von PV Dr. Ignace Matensi, PV Christian Nowak, Kaplan Frank Elsesser und PR Marie-Bernadette Reichert (von Pfarrer Sven Johannsen)

 

Liebe Marie-Bernadette,

Lieber Frank

Lieber Christian

Lieber Dr. Matensi

 

Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“ (Hebr 13,2) Kurz fasst der Autor des Hebräerbriefes für seine Mitchristen eine grundlegenden Erkenntnis aus der Erfahrung des Abrahams zusammen, von der wir heute in der ersten Lesung hören. Abraham weiß nicht, wer da auf ihn zukommt als er die drei Männer sieht, die sich bei den Eichen von Mamre seinem Zelt nähern. Er kennt weder ihre Identität noch ihre religiöse Überzeugung. Er handelt ganz in der Selbstverständlichkeit der Nomaden am Rande der Wüste und lädt die Männer ein. Später wird sich zeigen, dass die Gäste, denen man reichlich Essen und Trinken zukommen lässt, die Gastgeber, Abraham und Sara, beschenken werden. Sie werden ihnen im Auftrag Gottes zusagen, dass sich ihr größter Wunsch nach einem Kind erfüllen wird. Gastfreundschaft, die wir gewähren, mündet oft in das Erleben, dass wir durch die Gäste mehr empfangen als wir selbst geben. Das ist eine menschliche Grunderfahrung. Für mich verbirgt sich darin auch ein Bild für das Verhältnis von Gemeinde zu ihren Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Als Ihr vor vierzehn, sieben, vier bzw. drei Jahren in unsere Pfarreiengemeinschaft gekommen seid, kannte euch niemand und auch ihr wusstet wahrscheinlich nur, dass hier ein ziemlich schräger Pfarrer hausen soll, der als Querkopf im Ordinariat verschrien ist. „Da kann man nicht jeden hinschicken.“ Ich weiß nicht mit welchen Gefühlen ihr jeweils euren Dienst angetreten habt. Für Dr. Matensi war es die zweite Expedition nach Deutschland in eine Gegend, die ihm wohl völlig unbekannt gewesen sein dürfte. Für Marie-Bernadette, Frank und Christian war vielleicht die Erleichterung Begleiterin, dass Lohr wenigstens nicht allzu weit von zuhause entfernt ist und man notfalls schnell ins Elternhaus fliehen kann. In jedem Fall ist keiner von euch freiwillig gekommen. Ihr wurdet beauftragt, in unsere Gemeinden zu kommen. Der Bischof hat euch als Verkündiger des Wortes Gottes in seinen Dienst genommen und irgendwer im Ordinariat fand, dass es eine gute Idee sei, wenn ihr das hier mal versucht. Ich bin ja überzeugt, dass ihr alle schon perfekt und mit höchster Kompetenz ausgestattet eure Aufgabe hier begonnen habt, aber gewusst hat das in den Gemeinden keiner. Hier waren unterschiedliche Erfahrungen mit euren Vorgängern vorausgegangen. Können wir den Neuen / die Neue messen an ihm oder ihr? Wird er / sie alles anders machen? Können wir von ihm / ihr endlich neue Impulse erwarten? Zunächst liegt also der Ball im Feld der Gemeinde wie bei Abraham. Sie muss bereit sein, sich auf den Pfarrvikar, den Kaplan oder die Pastoralassistentin einzulassen, sonst nützen die besten Ideen nichts. Erst dann kann auch eine Gemeinde zur Beschenkten werden. Ich finde diese Zuordnung wichtig. Wir kommen nicht in Gemeinden und krempeln alles um, weil sie uns gehören. Wir bleiben, ganz egal wie lange wir da sind, Gäste. Die Gemeinde gab es vor uns und sie wird es, hoffentlich, nach uns geben. In manchen Gemeinden besteht eine Offenheit, so dass ich mich gut einbringen kann und beide, Gemeinde und SeelsorgerIn, einander bereichern, oder aber eine Verschlossenheit, dass nichts vorangehen kann. Weder sind Seelsorgerinnen und Seelsorger die großen Entertainer noch die „Kirchenleerer“. Eine offene und starke Gemeinden wird sich auch anstecken lassen von neuen Impulsen und verzeihen, wenn Neues nicht so toll läuft wie erwartet. Gastfreundschaft ist also ein gegenseitiges Beschenken und nicht nur eine Erwartungshaltung, was der andere mir zu bieten hat. In diesem Sinn habt ihr sehr schnell gespürt, wo ihr euren Platz finden werdet, an dem ihr etwas weitergeben und aufbauen könnt, und musstet eben auch erfahren, dass es Grenzen des Möglichen gibt. So musstet ihr nicht nur weiterführen, was schon immer war, sondern konntet auch neue Impulse in den Gemeinden setzen, die euren Kompetenzen und Talenten entsprachen. Es sind Predigtreihen entstanden, das Angebot von besonderen Bußgottesdiensten, musikalische Impulse, Weggottesdienste online u.v.m. Auch die Gemeinden haben von euch reichen Gewinn empfangen. Manchmal ließen sich Ideen nicht verwirklichen. Das war manchmal Prozessen geschuldet im Inneren einer Gemeinde, die selbst ständig sich im Überlebenskampf empfindet, oder aber äußeren Einflüssen wie der Coronapandemie, die eure Zeit hier stark überschattet hat. Ich möchte euch ganz persönlich dafür danken, dass wir als Team gerade in diesen Monaten sehr einig zusammen gestanden und schnell uns entschieden haben, in der Zeit, in der keine öffentlichen Gottesdienste erlaubt waren, Impulse, Predigten und Gedanken auf neuen Wegen anzubieten und mit Eifer uns zu bemühen, den Kontakt zu unseren Gemeinden nicht zu verlieren. Auch war schnell für alle klar, dass wir so bald es geht zu öffentlichen Gottesdiensten zurückkehren. Kluge Seelsorge-Strategen in anderen PGs haben uns dafür kritisiert. Aber ich bin überzeugt, dass viele Menschen in unseren Gemeinden euer Bemühen positiv wahrgenommen und sich gefreut haben, dass ihr euch um sie bemüht habt. Gerade diese Zeit der Pandemie hat uns als Seelsorgerinnen und Seelsorger auf eine harte Probe gestellt. Marie-Bernadette und Frank mussten ganz am Anfang ihrer Tätigkeit schon mit einer außerordentlichen Krise umgehen und haben erst in der Endphase ihrer Ausbildungszeit hier ein Stück „Normalität“ erlebt. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich euch das hoch anrechne und überzeugt bin, dass wir es richtig gemacht haben. Ich würde es in jedem Fall wieder so tun. Wenn ihr heute und in den folgenden Festwochen aus unseren Gemeinden verabschiedet werdet, dann haben die Menschen erfahren dürfen, welche wertvollen Persönlichkeiten ihr seid und welche großen Kompetenzen ihr habt. Ihr habt gelernt, dass Gemeinde kein Versuchslabor ist, sondern Menschen ernst genommen und mit Respekt behandelt werden müssen, sonst gewinnen wir gar nichts.

Wir behalten in Erinnerung, mit welcher großen Kompetenz du, Marie-Bernadette, vier Gemeinden organisiert und geführt hast, die ja erst mit dem Kommen von Halsbach eine neue Konstellation erleben mussten.
Wir behalten in Erinnerung, mit welcher großen Güte, du Frank, nicht nur deine Ministranten und Kommunionkindern Süßigkeiten zukommen ließt, sondern auch mit welcher Freundlichkeit du den verschiedenen Altersgruppen in deinen Gemeinden ein Wegbegleiter warst.

Wir behalten in Erinnerung, mit welchem Glaubenseifer und Charme du, Christian, Menschen für die Kirche, gerade auch junge Menschen, begeistern konntest und doch ein loyaler Vertreter des Pfarrers warst.

Wir behalten in Erinnerung, mit welcher Ausdauer und Zuverlässigkeit Sie, Dr. Matensi, in unseren Gemeinden treu ihren Dienst versehen haben und auf jede Bitte um Aushilfe freundlich mit „ja, gerne“ reagiert haben.

Ich kann nur hoffen, dass auch ihr viele gute Erinnerungen an eure Zeit hier in unserer PG mitnehmen könnt.

Zu eurem Abschied und zum Neuanfang an den kommenden Stellen möchte ich euch im Namen der PG eine Ikone aus Taize, die sog. Freundschaftsikone, mitgeben. Ihr Ursprung ist eine uralte koptische Ikone, die Jesus und den Abt Menas zeigen, der am Ende des dritten Jahrhunderts den Märtyrertod starb. Jesus legt seinen Arm um Menas und zeigt so „Das ist mein Freund“. Ein starker Zuspruch für eine Seelsorgerin bzw. einen Seelsorger. Wir sind nicht nur Diener des Herrn, sondern seine Freunde, wie es im Johannesevangelium heißt: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“

An zwei Details wird diese Art der Freundschaft mit Jesus deutlich. Zum einen haben Menas und Jesus Schriftrollen in der Hand, aber die des Herrn ist deutlich größer. Es ist klar, wer hier das Sagen hat. Wer in der Verkündigung steht, erzählt immer auch von sich, sonst wäre es ein reines Dozieren und kein Zeugnis. V.a. aber hat er weiterzugeben, was er gehört und aus den Worten Jesu verstanden hat. Wir haben etwas zu sagen, weil Jesus uns etwas zu sagen hat.

Und ein zweites Detail: Jesus hat keine Füße. Möglicherweise ist es dem Alter der Ikone geschuldet, dass die Farbe sich abgelöst hat. Wahrscheinlich ist es aber, dass er keine Füße braucht, weil Menas zwei davon hat und für ihn gehen kann. Ihr seid als Boten Jesu zu den Menschen unterwegs, vergesst das nicht. Ihr seid nicht zuerst Unheilsverkünder des bischöflichen Ordinariats, sondern Zeugen der Frohen Botschaft, die Menschen befreien, erlösen und ermutigen kann. Ihr könnt euch sehen lassen, auch in einer Zeit, in der sich Vertreter der Kirche lieber verstecken würden, wenn ihr ausstrahlt für wen ihr geht. Es gibt eine alte jüdische Erzählung, die ich sehr mag. Martin Buber erzählt sie in seiner Sammlung der chassidischen Überlieferungen:

Als Rabbi Naftali eines späten Abends am Rande eines Waldes spazieren ging, begegnete er einem Wächter. Dieser Mann arbeitete für einen Reichen und sollte dessen Besitz nachts schützen.

"Für wen gehst du?" fragte ihn der Rabbi. Der Wächter nannte den Namen seines Auftraggebers. Dann fügte er als Gegenfrage hinzu: "Und für wen geht ihr, Rabbi?"

Das Wort traf den frommen Gelehrten wie ein Pfeil. "Noch gehe ich für niemanden", stammelte er mühsam.

Lange schritt er schweigend neben dem Wächter auf und ab. "Willst du mein Diener werden?", fragte er endlich. "Das will ich gerne ", antwortete der Wächter, "doch was habe ich da zu tun?" Rabbi Naftali  erwiderte: "Mich zu erinnern."

 

Versteht eure Gemeinden immer auch als Wächter, die euch erinnern, dass ihr für den Herrn unterwegs seid. Dann braucht ihr keine Angst zu haben. Ihr könnt etwas und das habt ihr bewiesen. Ihr habt aber v.a. eine Botschaft, die die Menschen brauchen, und mit der könnt ihr euch gut auf den Weg machen.
Dazu wünsche ich euch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer PG Gottes Segen.

 

 

 

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