„Du hast uns in der Musik in größere Welten eintreten lassen“ – Verabschiedung von Kantor Alfons Meusert

Du hast uns in der Musik in größere Welten eintreten lassen“

Eine vollbesetzte Kirche, festliche Musik von Antonio Caldara und eine feierliche Osterliturgie – alles passte beim letzten offiziellen Einsatz von Alfons Meusert als Kantor der Stadtpfarrkirche St. Michael.

Nach 34 Jahren als Dekanatskantor wurde er am vergangenen Sonntag in den Ruhestand verabschiedet. Viele Weggefährten, SängerInnen aus seinen Chören, OrgelschülerInnen, Freunde und Gemeindemitglieder waren gekommen, um diesen Tag mit dem beliebten Kirchenmusiker zu begehen. Schon zu Beginn des Gottesdienstes, den er gemeinsam mit dem ehemaligen Lohrer Kaplan Prof. Burkard Zapf, zelebrierte, holte Stadtpfarrer Sven Johannsen,  Alfons Meusert nach vorne vor die Festgemeinde und begrüßte ihn und seine Familie. Das stand natürlich ganz im Gegensatz zur Gewohnheit des Kantors, der sich in der Regel bei Gottesdiensten durch Seiten- und Sakristeitüren unbemerkt zum Chor begab. In seiner Predigt schlug der Pfarrer den Bogen vom Dienstbeginn des Thomaskantors Johann Sebastian Bach in Leipzig vor genau 300 Jahren zum Abschied des Lohrer Kantors. Während Bach als zweite Wahl seine Aufgabeübernahm und ständig im Konflikt mit Kirchenleitung und Rat der Stadt lag, konnte Alfons Meusert auf ein gedeihliches Miteinander mit Pfarrer und Gemeinde seine Arbeit aufbauen. Er erinnerte an die letzte große konzertante Aufführung der Johannespassion am Vorabend des Palmsonntag und entfaltete daraus das Selbstverständnis des Kantors als „zweiter Prediger“ der Gemeinde.  Alfons Meusert verstand sich nie als „Konzertmeister“, sondern als Kirchenmusiker, der die Liturgie mitgestaltete, die Transzendenz eröffnet, aber kein Event sein will. Der Pfarrer hob v.a. die feste Verwurzelung des ehemaligen Kilianeum-Schülers im Leben der Kirche und im Glauben, seine freundliche und ausgleichende Art und seine große Bereitschaft und Zuverlässigkeit in der Wahrnehmung seiner alltäglichen Aufgaben an der Orgel hervor.  „Der Kantor war sich nicht zu schade für Werktagsgottesdienste oder Tauffeiern. Wenn es dem Pfarrer eingefallen ist, einen Sonntag vollzupfropfen mit drei Gottesdiensten, einer Taufe und Maiandacht oder mal in Corona-Zeiten die weihnachtlichen Gottesdienstanzahl exponentiell anwachsen zu lassen, dann war der Kantor dabei“, so Pfarrer Johannsen. Besonders dankte er ihm für sein Engagement in der schwierigen Zeit der Vakanz nach dem Suizid von Pfarrer Dr. Kestler. Während vieles in der Pfarrei zusammenbrach, war die Chorarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen weiterhin eine feste Bank. (Predigt von Stadtpfarrer Johannsen im Wortlaut: https://www.pg-12-apostel.de/aktuelles/nachrichten/predigt-zur-verabschiedung-von-kantor-alfons-meusert).

Als Dank der Pfarrei überreichten Pfarrer Johannsen, PGR-Vorsitzende Nina Pearson und Kirchenpfleger Christian Maier ein Faksimile der Matthäuspassion von J.S. Bach und einen Gutschein für die Nordfrankreich Fahrt der Gemeinde im nächsten Jahr mit der Möglichkeit zum Orgelspiel in den großen Kathedralen.

Rainer Aberle, langjähriger Kollege und neuer Diözesanmusikdirektor,  zeigte sich beeindruckt von der Qualität und Stärke der Kantorei, die Alfons Meusert geformt hat. Er dankte ihm im Namen der Kirchenmusiker und der Bistumsleitung für seinen großen Einsatz bei der Ausbildung von OrgelschülerInnen und seine wertvolle Mitarbeit auf Bistumsebene.

Im Pfarrheim blickten viele Wegbegleiter und Freunde noch einmal auf die großen Konzerte und Gottesdienste unter seiner musikalischen Leitung zurück. Für die Stadt Lohr dankten 2. Bürgermeister, Dirk Rieb, und 3. Bürgermeisterin, Ruth Steger, für die Bereicherung des kulturellen Lebens der Stadt durch die Konzerte im Spessart-Winter und im Spessart-Sommer.  Zum Dank überreichten Sie ein Bild von Roland Schaller. In die gleiche Richtung zielte die Würdigung durch die stellvertretende Landrätin, Pamela Nembach. Petra Breitenbach, die Leiterin der Musikschule, darf sich freuen, da Alfons Meusert auch in der kommenden Zeit als Klavierlehrer aktiv bleibt und somit weiterhin zu ihrem Lehrpersonal gehört. Mit ihrem Vorgänger, Peter Häring, lobte sie die gute Zusammenarbeit zwischen Musikschule und Kirchenmusik. Meinrad Amrhein, langjähriger Kulturamtsleiter der Stadt Lohr, freute sich über die vielen gemeinsamen Kultur- und Orgelfahrten, die er mit dem Kirchenmusiker seit 2001 gestalten konnte, und dankte für die Mithilfe bei den großen Kulturangeboten der Stadt. Für den Förderverein Kirchenmusik der Stadtpfarrei sprach der Vorsitzende Dominikus Bönsch, der an die Mitarbeit des Geehrten bei der Gründung der Vereins erinnerte und so an seine Mithilfe, dauerhaft finanzielle Reserven für die Kirchenmusik in der Pfarrei zu sichern. Er offenbarte auch die große Leidenschaft des Kantors fürs Angel und schenkte ihm einen Gutschein für weitere Ausstattung.
Mit viel Emotion und großer Dankbarkeit nahm die Kantorei Abschied von ihrem Leiter, auch wenn er in der Vakanz weiterhin die Chorpoben leiten wird. Karl-Heinz Schmitt blickte zurück auf die gemeinsame Zeit im Kilianeum und das Wiedersehen in Lohr.  Alfons Meusert, so der Sprecher der Kantorei,  „war mehr als ein Chorleiter, er bleibt ein Freund“.  Viele SängerInnen wurden von ihm gewonnen durch seine Kompetenz und v.a. durch seine Menschlichkeit. Wichtig waren nicht nur die großen Auftritte, sondern das gute Miteinander, für das er sich verantwortlich zeigte und es so schaffte, dass der Chor sich nach der Corona-Krise wieder in alter Stärke zeigen kann.
Mit launigen Neufassungen bekannter Lieder setzten die Chormitglieder „Ihrem Freund“ ein Denkmal, so interpretierten sie das bekannte Halleluja von G.F. Händel meisterhaft auf den Namen „Alfons Meusert“ um. Mit einem Gutschein für den Besuch der Bregenzer Festspiele bedankte sich die Kantorei bei ihrem Chef.

Gerührt zeigte sich der so Geehrte und stimmte seinerseits ein großes Danklied auf die Anwesenden an. Er freute sich über die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Pfarrer, Team und Gemeinde. V.a. bekannte er sich dazu, dass ihm die Arbeit mit dem Chor immer ein Herzensanliegen war und zum Lebenselexier wurde. Er freue sich auch, weiterhin die Kantorei begleiten zu dürfen. Einen besonderen Dank richtete Alfons Meusert an seine Ehefrau und die Familie. Der Beruf eines Kantors macht viele Pläne gerade für Sonntage zunichte. Dafür hat seine Familie immer Verständnis gezeigt und ihn in allen Bereichen unterstützt.

Helfer des PGR und des Pfarrbüros organisierten die Feier und dekorierten festlich Kirche und Pfarrheim, so dass es eine würdige und berührende Abschiedsfeier werden konnte.

Bildergalerie mit Fotos von Johannes Dahir

Bilder von der Verabschiedung auf der Seite von Ernst Huber: https://www.ernst-huber.de/alfons_meusert/